Am 31. August bietet sich euch die Gelegenheit, anlässlich des Aktionstags “IDP13″ (International Day of Privacy) gemeinsam mit uns in Stuttgart für unsere Bürgerrechte zu demonstrieren. Ich rufe euch _alle_ dazu auf, uns zahlreich bei der geplanten Demonstration für Datenschutz und gegen Überwachung zu unterstützen.
Spätestens seit den Enthüllungen Edward Snowdens und den jüngsten Ereignissen in Großbritannien, ist der Themenkomplex Datenschutz, Bürgerrechte und Rechtsstaat in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Whistleblower wie Edward Snowden und Bradley Manning haben ihr Leben riskiert, um uns auf die unglaublichen Bürgerrechtsverletzungen durch westliche Regierungen und Geheimdienste aufmerksam zu machen. Nun ist es an der Zeit mit einem breiten gesellschaftlichen Bündnis unsere geraubten demokratischen Rechte öffentlich und entschlossen auf der Straße zurückzufordern.
Neben dem Demozug sind u.A. thematische Infostände und eine Performance geplant. Den bisherigen Plan entnehmt ihr bitte hier.
Warum veranstaltet die Piratenpartei Cryptopartys? Wir alle haben etwas zu verbergen: Zum Beispiel unsere Privatsphäre und unsere Geschäftsgeheimnisse. Eigentlich ist es ein Skandal, dass Bürger sich vor Überwachung bzw. vor dem Staat schützen müssen. Es ist Aufgabe des Staates, seine Bürger zu schützen! Aber dieser Aufgabe ist der deutsche Staat nicht nachgekommen, er hat dabei versagt, seine Bürger vor Prism, Tempora und Co. zu schützen. Solange die Piratenpartei nicht im Bundestag vertreten ist, um die Bürger und Unternehmen mit demokratischen und rechtlichen Mitteln vor Überwachung und Industrie- bzw. Wirtschaftsspionage zu schützen, müssen wir andere Mittel anwenden: Wir geben ihnen Verschlüsselungswerkzeuge und das nötige Wissen zur Hand, wie sie unbeobachtet im Internet kommunizieren können.
Der Erfolg und das Interesse sind so groß, dass die Piraten nun wöchentlich Cryptopartys in ganz Deutschland veranstalten wollen. Die nächste Cryptoparty in Baden-Württemberg ist am 20. Juli in der Landesgeschäftsstelle in Stuttgart-Ost. Die Teilnahme ist kostenlos, jeder ist willkommen, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich! Wir stellen Getränke und WLAN, Besucher sollten ihren Laptop mitbringen, damit sie gleich vor Ort loslegen können.
Hier die Daten: Samstag, 20. Juli., 15:00 Uhr, Stöckachstraße 53, 70190 Stuttgart.
Edward Snowden hat am 6. Juni 2013 das geheime Programm PRISM der NSA veröffentlicht – ein gigantisches Überwachungsprogramm, das die digitalen Kommunikation von Milliarden Personen inner- und außerhalb speichert und auswertet.
Straffreiheit für Snowden
Und einige meiner Freunde und Bekannten fragen: Was ist denn so schlimm daran? So interessant bin ich doch gar nicht für die NSA. Ich habe nichts zu verbergen. Und sowieso: Wenn PRISM Terroranschläge verhindern kann, dann ist das doch gut, oder?
Zugegeben: wenn der Staat mein Recht auf Privatssphäre verletzt, tut das im ersten Moment vielleicht nicht so weh, wie wenn er mein Recht auf körperliche Unversehrtheit verletzt. Und dass wir die Verletzung unseres Grundrechts auf Privatssphäre (bzw. unseres Allgemeinen Persönlichkeitsrechts) nicht sofort und unmittelbar spüren, ist wohl auch der Grund dafür, dass Viele diesem Grundrecht nicht so eine hohe Priorität einräumen.
Aber das Allgemeine Persönlichkeitsrecht, zu dem auch das Rechts auf Privat- und Intimsphäre und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung zählt, ist elementar für unseren Rechtsstaat und für unsere Demokratie! Es schützt unsere Daten und intimsten Bereiche vor staatlichem Zugriff. Wenn also ein Staat oder eine Institution wie die NSA mit PRISM so umfassenden Zugriff auf unsere Gmail-Passwörter hat, oder auf unsere Chats, Mails, Daten in der Cloud und Bankdaten etc., dann bietet das nicht nur einen Einblick in unsere Privats-, sondern auch in unsere Intimsphäre. Und das ist, zumindest nach Deutschem Recht, immer unzulässig. “Greift eine Maßnahme in die Intimsphäre ein, wird ein letztlich unantastbarer Bereich privater Lebensgestaltung betroffen. Die Intimsphäre ist dem staatlichen Zugriff verschlossen. Eine Abwägung nach Maßgabe des Verhältnismäßigkeitsprinzips findet nicht statt.” – selbst in unsere Privatsphäre darf nur bei begründetem Verdacht eingegriffen werden. Die PRISM-Überwachung ist hingegen anlasslos und erfolgt ohne Richterbeschluss.
Warum wird also trotz besseren Wissens an diesen Plänen festgehalten, wenn doch belegt wurde, dass diese Überwachungstechniken eindeutig nutzlos in der Terrorbekämpfung sind?
Zum Einen werden diese Daten gesammelt, weil es möglich ist. Datenspeicherung kostet heute so gut wie nichts mehr. Und die Geheimdienste horten diese Daten gerne, auch wenn sie im Moment noch keine Verwendung dafür haben. Aber wer weiß, wozu sie in der Zukunft gut sein könnten?
Hier treffen also zwei fatale Entwicklungen aufeinander: Erstens der Drang der Politik, für ein Maximum an Sicherheit zu sorgen und dafür “ein Bürgerrecht garantiert zu missachten, um das andere vielleicht zu erhalten, die sofortige Tötung des Spatzes in der Hand, um damit morgen die Taube auf dem Dach zu füttern. Eventuell.”. Und zweitens knallharte finanzielle Interessen und Abhängigkeiten. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hat sich die Stimmung in den USA stark verändert: Wenige Wochen nach den Anschlägen wurde der Patriot Act verabschiedet, das die Bürgerrechte der Amerikaner zugunsten einer höheren inneren Sicherheit, stark einschränkte. Weitere Gesetze sollten in den nächsten Jahren folgen, die das Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Freiheit immer weiter Richtung (vermeintlicher) Sicherheit trieben. Hand in Hand mit dieser Tendenz der Gesetzgebung entwickelt sich eine immer stärkere, milliardenschwere Verflechtung zwischen Militär und Industrie die von einem Klima der Angst profitiert.
Beim Thema PRISM geht es um die ganz grundsätzliche Frage, ob wir dazu bereit sind, unsere Freiheit für eine vermeintlich höhere Sicherheit zu opfern. Ich bin dazu nicht bereit.